Reisebericht Südafrika - Teil 1

Südafrika - Rundreise durch KwaZulu Natal März 2015


In den vergangenen Jahren durften wir bereits mehrfach den Aufenthalt in Südafrika genießen. Das Afrika-Fieber hatte uns schon seit langem gepackt und wir konnten es kaum erwarten, den südlichen Kontinent wieder zu bereisen. Im März 2015 war es dann endlich soweit. Meine Schwester Vanessa, mein Schwager Thomas und ich packten die Koffer und freuten uns auf eine Rundreise im Mietwagen durch KwaZulu Natal. Hier einen großen Dank an unseren Reiseanbieter Umfulana, mit dem wir schon seit vielen Jahren ins südliche Afrika verreisen.

 

Unsere Reise führte uns diesmal in die Drakensberge, ins eher unbekannte Ithala Game Reserve, in einige private Game Reserves sowie in den ältesten Nationalpark Afrikas - in den Hluhluwe-iMfolozi Park. Danach verbrachten wir noch zwei Nächte im Greater St. Lucia Wetland Park und zwei Nächte in der Nähe von Durban am Indischen Ozean, bevor wir wieder die Heimreise antreten mussten.

 

Der  Schwerpunkt dieser Reise lag vor allem auf der einmaligen Tierwelt und Natur des südlichen Afrikas. Zudem wollten wir unsere Fahrten zwischen den Unterkünften auf kurze Strecken beschränken, um mehr Zeit vor Ort zu haben und die Gegenden und Tiersichtungen ohne Hektik genießen zu können. Mein Schwerpunkt lag zudem natürlich auch auf der Fotografie - ist ja klar :-)

 

Wir verbrachten etwas mehr als zwei wundervolle Wochen vor Ort, hatten viele aufregende und beeindruckende Erlebnisse und genossen die Natur jede Minute in vollen Zügen.

 

Fazit: Südafrika verzaubert uns immer wieder und ist jederzeit eine Reise wert!

 

Südafrika Teil 1 - Drakensberge

Unser Flug von Frankfurt nach Johannisburg verlief planmäßig, auch wenn man so viele Stunden im Flugzeug nicht wirklich bequem verbringen kann. Zum Glück hatten wir wieder einen Nachtflug und konnten so wenigstens ein paar Stunden die Äuglein zumachen. Voraussetzung dafür war, man ignorierte die hustenden und niesenden Mitflieger, denn aufgrund der noch vorherrschenden Grippe- und Erkältungswelle bestand unser Flieger aus einem halben Lazarett. Ich hoffte, die Klimaanlage würde die Bazillen und Viren nicht in alle Richtungen verteilen und uns davon verschonen, zumal mein Schwager und ich bereits einige Wochen zuvor lahmgelegt waren und uns freuten, rechtzeitig zum Urlaub alles überstanden zu haben.

 

Pünktlich erreichten wir Joburg und hatten genügend Zeit, unseren Anschlussflug nach Durban zu erwischen. Nochmal etwas über eine Stunde im Flieger und dann konnten wir unseren Wagen - einen Toyota Fortuner (2x4) abholen. Thomas fuhr dankenswerterweise die Strecke von Durban in die Drakensberge, so dass meine Schwester und ich ein wenig relaxen konnten. In Bergville kauften wir noch für unsere Selbstversorgerhütten ein, so dass wir für den Abend und den morgigen Tag gerüstet waren und fuhren dann weiter zum Thendele Camp im Royal Natal National Park.

 

Die Aussicht vom Camp auf das sogenannte Amphitheater der Drakensberge ist wirklich unglaublich schön und wir hatten glücklicherweise auch einen Bungalow mit atemberaubender Aussicht erhalten.

Der Abend wurde mit einem Käsebrot und einem Gin Tonic auf der Terrasse beschlossen und wir fielen todmüde in die Betten.

 

Um 5.20 Uhr war es Zeit für mich aufzustehen und den Sonnenaufgang zu fotografieren. Ich stellte also mein Stativ auf und wartete. Die Luft war bereits angenehm warm und versprach später einen heißen Tag. Während ich dem Vogelgezwitscher lauschte, kamen auf einmal einige der lustigen Helmeted Guineafowls (auf deutsch heißen sie wohl Helmperlhuhn) vorbei und wuselten völlig ohne Scheu um mich herum. Die Hühner sind mit einer Größe von 55-60 cm gar nicht so klein und die weiblichen Tiere tragen ebenfalls einen Helm. Sehr lustige Gesellen jedenfalls diese Helmperlhühner.

Der Sonnenaufgang war sehr schön, allerdings war die Zeit, in der die Berge angestrahlt wurden nur sehr kurz und auch sehr schnell vorbei. Ich setzte mich jetzt mit einem ersten Kaffee auf die Terrasse und genoss die herrliche Umgebung und die Ruhe am frühen Morgen. Plötzlich tauchte ein Pavian auf, prüfte, ob wir am Vortag irgendwas Essbares hinterlassen hatten und zog ohne Eile in kürzester Entfernung an mir vorbei. Zum Glück hatte ich Kamera und Stativ schon entfernt, denn wer weiß schon, was so einem Affen am Morgen alles einfällt.

 

In den Drakensbergen hielten wir uns insgesamt drei Nächte auf und ich wäre sofort bereit, noch einmal für 3 Wochen nur dorthin zu fahren. Es ist eine einmalige Natur, die mit vielen Wanderwegen durchsetzt ist. Im März fliegen eine Menge an wunderschönen Schmetterlingen und es grünt und blüht an jeder Ecke. Es gibt von einfach bis zu schwierig alle Kategorien von Wanderungen. Die Vegetation ist sehr abwechslungsreich - der kurze Wanderweg Devils hoek beispielsweise führte uns am gleichnamigen Fluss entlang und wir fühlten uns inmitten hoher Gräser, palmenartiger Farne beinahe wie im Urwald während man bei anderen Wanderungen immer neue Ausblicke auf die spektakuläre Bergwelt erhält. Ich kann es jedem nur empfehlen, selbst einmal dorthin zu fahren.

Reisebericht Südafrika - Teil 2

Auf nach Ithala


Es waren insgesamt etwas mehr als 300 km zu fahren und wir verfrachteten unser Gepäck nach dem Frühstück ins Auto. Kurze Zeit ließ ich die Autotür offen stehen – da gab es schon eine neue Mitfahrerin. Eine grüne Gottesanbeterin hatte es sich auf dem Rücksitz bequem gemacht. Ich war total verblüfft, denn ich wusste bis dato gar nicht, dass es hier Gottesanbeterinnen gibt. In meinen bisherigen Urlauben im südlichen Afrika hatte ich bislang keine gesehen, was aber wohl daran lag, dass ich zu anderen Jahreszeiten da war.


Fasziniert beobachtete ich das kleine räuberische Insekt, während es aus dem Auto bugsiert wurde und ich überlegte, ob ich die Geduld meiner Mitreisenden noch etwas auf die Probe stellen sollte, um das Fotoequipment heraus zu holen. Allerdings war alles bereits fest verstaut und abreisebereit und so beließ ich es schließlich dabei. Ich hoffte stark, dass das nicht die einzige Begegnung mit einem dieser interessanten Insekten bleiben würde.


Wir fuhren durch kleinere und größere, mal mehr mal weniger ärmlich aussehende Orte – vorbei an vielen Rinderfarmen und landschaftlich bebauten Flächen. Insgesamt gab es wesentlich häufiger Häuser und Hütten zu sehen, die mit Strom versorgt waren, als ich während meiner letzten Reisen sah. Was auch erstaunlich war, ist die Qualität der Infrastruktur. Offenbar sind alle größeren Straßen und Autobahnen vor der WM 2010 generalüberholt worden. Die Straßen sind in einem Zustand, von welchem man in Deutschland nur träumen kann. Natürlich ist nicht jede klitzekleine Straße in Top-Qualität, aber auf den Autobahnen und großen Verbindungsstrecken fährt es sich reibungslos! Auf den Schotterpisten braucht man dafür aber umso mehr Zeit und oft waren wir froh, dass wir nicht wie viele andere Touristen nur mit einem Polo oder einem ähnlichen Kleinwagen unterwegs waren. Zudem sollte man überall stark aufpassen, damit einem weder Ziegen noch Rinder oder Affen vors Auto laufen.  Oft gibt es keine Zäune und die Tiere grasen direkt neben der Straße - egal, ob kleine Gasse oder Autobahn.

Mit einer kleinen Pause brauchten wir von den Drakensbergen 4 ½ Stunden, um ins Ithala Game Reserve im nördlichen Zululand zu kommen. In unserem Camp namens Ntshondwe, das mitten im Park liegt, erhielten wir wieder ein ähnliches Chalet wie in den Drakensbergen mit zwei Schlafzimmern, einem großen Wohnraum inklusive Wohnküche und einer großen überdachten Terrasse. Der Bungalow war diesmal in einer Art Wald untergebracht – die Vögel tirilierten rundherum und die schattige Terrasse lud zum Verweilen ein. Denn war es in den Drakensbergen zwar warm, aber angenehm gewesen, empfing uns hier eine sengende und feuchte Hitze – irgendwas zwischen 30 und 35 Grad.


Im Curio Shop im Camp versorgten wir uns vor allem mit Getränken, da die Auswahl an Essbarem nicht besonders groß war. Zum Glück hatten wir noch einiges mitgebracht und bekämpften den aufkommenden Hunger erst einmal mit Chips und Cracker.


Gegen 15 Uhr ging es auf zu unserem ersten Game Drive. So nennt man in Afrika die Fahrten, die man entweder mit eigenem Auto oder mit einem Ranger durch die Reservate macht. In Ithala wollten wir selbst fahren. So konnten wir unser Tempo selbst bestimmen und uns so viel Zeit bei den Tieren lassen, wie wir wollten. Und an Tierwelt gab es einiges zu sehen. Bis auf Löwen sollte es so gut wie alle Tiere geben, die in diesem Teil Südafrikas heimisch sind. Gespannt fuhren wir unseren ersten Loop (Rundweg) auf einer Schotterpiste.

Ein Kudu-Weibchen. Markenzeichen sind die im Verhältnis zum Kopf großen Ohren und beim Männchen die gewaltigen geschraubten Hörner.
Ein Kudu-Weibchen. Markenzeichen sind die im Verhältnis zum Kopf großen Ohren und beim Männchen die gewaltigen geschraubten Hörner.

Die Straße wurde sehr eng und es ging die Hügel steil hoch und runter. Rechts davon war der Abgrund und links von uns ging es direkt den Berg hoch. Zum Glück war sehr wenig Betrieb im Park, denn wir konnten uns gerade nicht vorstellen, wie wir ein entgegenkommendes Auto vorbei lassen sollten. Platz war definitiv keiner da. Wir fuhren also gemütlich, sahen schon die ein oder andere Antilope, bemerkten irgendwann ein Schild „Caution elephants“ und fuhren weiter. Lange mussten wir nicht auf die Elefanten warten. Sie standen hinter einem steilen Berghang direkt auf der Straße (Wo auch sonst? Elefanten nutzen natürlich auch die einfachsten Wege und das sind nunmal die dortigen Straßen). Flapp, flapp - die Ohren wurden aufgestellt und das große graue Tier vor uns zeigte etliche Zeichen von Nervosität. Nachdem meine Schwester und ihr Mann vor einiger Zeit bereits einmal ein nicht besonders lustiges Erlebnis mit den grauen Riesen hatten, wollten wir uns definitiv nicht mit den Tieren anlegen. Auch ein SUV ist gegen einen Elefanten deutlich im Nachteil.


„Thomas, Du fährst!“, beschloss meine Schwester, nachdem sie die Situation erfasste und wand sich schnell aus dem Fahrersitz heraus auf den Rücksitz. Ich konnte sie gut verstehen, denn es gab keinerlei Ausweichmöglichkeit und wenn wir Gas geben mussten, ging es hinter uns nur die enge Straße steil hinab. Wir konnten nur zurück und was war, wenn jetzt auch noch Elefanten von hinten kämen?


Thomas fuhr rückwärts, um zu prüfen, ob sich die Elefanten etwas entspannen würden. Dies schien zunächst auch der Fall. Also wieder ein Stück vorwärts, nur um festzustellen, dass sie uns jetzt noch weniger an sich herankommen ließen. Wir wollten nichts riskieren und entschieden, den Weg zurück zu nehmen. Denn bis die Herde vorne den Weg freimachte, konnte es dauern. Und eingekesselt werden wollten wir auch nicht. Wir fuhren also so lange rückwärts, bis wir einen Platz fanden, an dem wir das Auto mit einiger Mühe drehen konnten. Etwas erleichtert, der angespannten Situation entkommen zu sein, nahmen wir einen anderen Loop. Die restliche Fahrt war ein gemütliches Sichten aller möglichen afrikanischen Tiere, bis wir kurz vor Sonnenuntergang um 18 Uhr zurück ins Camp mussten. Ans Fotografieren habe ich in der Elefanten-Situation tatsächlich einmal nur sekundär gedacht. Aber Elefanten würden wir schließlich bestimmt noch einige sehen. Dachten wir...

Der nächste Tag fing wieder früh an, schließlich wollten wir um Punkt 6 Uhr, wenn das Gate geöffnet wird, direkt abfahrtbereit sein. Der Loop, den wir fuhren, war wieder sehr bergig, aber nicht ganz so schmal wie der gestrige. Das Wetter war gemischt – die Wolken hingen tief in den Bergen – es erinnerte ein wenig an Regenwald, aber es regnete nicht. Wir sahen viel frischen Elefantendung, aber die großen Tiere ließen sich nicht blicken. Nach ein paar Stunden ging es zurück zum Camp.


Nach dem Frühstück wollten wir uns ein bisschen bewegen und machten uns auf zum Klippspringer-Rundweg. Plötzlich blickte uns etwas von rechts an: Ich sah genauer hin. Es ist… der kleine Vampir! (Kennt den eigentlich noch jemand außer mir?)


Nein, es ist ein Dassie. Bei Betrachtung der Zähne denke ich wahlweise an Vampir oder an die sadistisch veranlagte Kieferorthopädin, bei der ich im Alter zwischen 12 und 16 Jahren mindestens alle vier Wochen viel Zeit verbracht habe.


Das Dassie heißt auf Deutsch auch Klippschliefer. Scheinbar sind sie – auch wenn das nicht auf Anhieb erkennbar ist – mit den Elefanten und Seekühen verwandt. Es hat die Größe eines Kaninchens und sieht auch ein bisschen so aus wie etwas zwischen Kaninchen und Ratte. Mir gefällt es J


Das "Vampir-Dassie"

Tja und dann trafen wir auch noch auf eine Gottesanbeterin. Ich war auf Wolke 7 und es war herrlich, das Tier zu beobachten, wobei ich mich von ihr ähnlich beobachtet fühlte.


Danach stellten wir fest, dass der Wanderweg  eventuell deshalb Klippspringer hieß, weil man wahrscheinlich am besten selbst wie ein Klippspringer am Rand eines Abgrunds über Felsen hüpfen können sollte, um den Weg bewältigen zu können. Vanessa rutschte auf einmal ab, holte sich glücklicherweise aber „nur“ eine Schürfwunde. Richtig Spaß machte das trotzdem nicht bei bereits wieder über 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit. Wir beschlossen deshalb, abzubrechen und erholten uns später nach einer eiskalten Dusche auf unserer Terrasse.


Gegen 15 Uhr machten wir uns wieder auf die Socken und sahen die üblichen Antilopen, jede Menge Giraffen und Vögel. Später wurde es gewittrig und wir genossen die Szenerie in vollen Zügen. Zurück im Bungalow fing es heftig an zu schütten und zu hageln. Ja, auch bei 30 Grad kann es hageln, wenn vom Hagel auch nicht lange was übrig bleibt. Drinnen stellten wir dann Kartoffeln auf, draußen krachte und schüttete es und irgendwann fiel der Strom aus. Super – vor allem für die Kartoffeln ;-) Am Ende wurde es ein Mittelding aus Grillen und Kochen und vor allem: Ein interessanter Abend! Und wir wissen jetzt: Auch bei Regen kann man einen (trockenen!) Stapel Holz anfeuern! Man kann ja nie wissen, wann man so etwas mal wieder gebrauchen kann :-)


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Reisebericht Südafrika - Teil 3

Weiter ins Zululand Rhino Reserve


Leider schlief ich sehr schlecht und war dementsprechend müde am frühen Morgen. Vanessa und Thomas hatten auch nicht die allerbeste Laune – heute meldete sich offenbar noch einmal der Stress der letzten Wochen und schlug uns aufs Gemüt. Nach einem halben Kaffee ab ins Auto und den letzten Game Drive in Ithala genießen.


Wir konnten noch einmal Warzenschweine, diverse wunderschöne Vögel, Giraffen und Strauße beobachten – und dann... hatten wir noch einmal richtig Glück und Thomas entdeckte ein schlafendes Spitzmaulnashorn. Die Spitzmaulnashörner sind kleiner als ihre Verwandten – die Breitmaulnashörner - und haben ein spitz zulaufendes Maul, von dem sich der Name ableitet. Leider sind alle Nashörner durch die zunehmende Jagd auf deren Hörner stark bedroht. Es ist also ein besonderes Glück, wenn man Nashörner zu sehen bekommt und es ist auch die Frage, wie lange das noch so bleiben wird. Über 1.200 Nashörner sind letztes Jahr alleine in Südafrika der Wilderei zum Opfer gefallen. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 waren es nur sieben!


Es ist ein Kampf gegen Windmühlen und ich befürchte, dass die Nashörner den Kampf verlieren werden, wenn nicht noch besondere Maßnahmen eingeleitet werden. Die Wilderer haben die technisch hochwertigere Ausrüstung und viel Geld im Hintergrund, was bei den Rangern an allen Ecken und Enden fehlt. Und bei den Nashörnern wird es nicht bleiben, denn auch Elefanten werden wieder stark bejagt und auch vor anderen Tierarten wird nicht halt gemacht. Ich kann nur hoffen, dass noch rechtzeitig eine Lösung gefunden wird und es zu einer positiven Wende für die afrikanische Tierwelt kommt.


Wir beobachteten also fasziniert das Spitzmaulnashorn, das sich in seiner Ruheposition nicht stören ließ und fuhren langsam zum Camp zurück, um dort zu frühstücken. Im Restaurant angekommen, wurde das Buffet plötzlich von einer Meute von Leuten überfallen. Gestern noch beinahe alleine im Camp und heute waren offenbar mehrere Bustouren mit jeweils 30-40 Personen angereist. Wir verzichteten deshalb auf einen weiteren Gang zum Buffet und fuhren los zum Zululand Rhino Reserve.


Im Zululand Rhino Reserve gibt es keine Fahrten mit dem eigenen Wagen, so dass man mit einem Ranger (oder einer Rangerin wie bei uns) im offenen Geländewagen durch das Reservat fährt. Das tolle an solchen Fahrten ist, dass der Ranger natürlich viel eher weiß, wo sich welche Tiere aufhalten und durch deren Spuren erkennen kann, in welche Richtung das entsprechende Tier unterwegs ist. Zudem sind die Ranger über Funk verbunden und können bei spektakulären Sichtungen den anderen Bescheid geben. So ist die Wahrscheinlichkeit, die Big 5 zu sehen, wesentlich höher als wäre man alleine unterwegs.

 

Unsere junge Rangerin Frances sammelte uns also am Nachmittag zur ersten Fahrt ein. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Ranger natürlich ein sehr großes Wissen über ihr Reservat und die Tiere dort haben und auch über die nicht so offensichtlichen Dinge in der Natur und Tierwelt interessante Sachen erzählen. Wir sahen wieder viele Antilopen, einen Raubadler und hörten Frances ausführlichen und spannenden Erklärungen zu. Thomas entdeckte zwischendurch noch ein Breitmaulnashorn. Frances erklärte, dass dieses weibliche Tier vor kurzem durch einen nicht erfolgreichen Wildereiversuch teilweise im Gesicht gelähmt wurde und es noch nicht abzuschätzen sei, ob das Tier so überleben könne :-(


Es war bereits dunkel geworden und wir fuhren zurück zur Lodge, während unsere Rangerin nach vorne und rechts und links leuchtete, um eventuell noch Tiere zu entdecken. Auf einmal fand Frances die drei männlichen Löwen des Reservats. Es waren drei Brüder, die oft zusammen unterwegs waren und die gerade durch die Gegend zogen. Wir konnten sie erstaunlich lange beobachten, bis sie sich in die Büsche verzogen. Löwen sind wirklich, wirklich groß und wenn man sie sieht, weiß man wieder, warum sie als „Könige der Tiere“ bezeichnet werden. Nach diesem tollen Erlebnis ging der Abend am Lagerfeuer gemütlich zu Ende.


Der nächste Morgen begann mal wieder um 5 Uhr. Es gab einen wunderschön farbigen Sonnenaufgang. Nach einigen Straußen und Giraffen trafen wir auf ein männliches Breitmaulnashorn, das noch einen verschlafenen Eindruck machte und ab und zu etwas genervt in den Sand schnaubte. Wir sahen noch eine Büffelherde mit etlichen kleinen Kälbern.


Zurück in der Lodge genossen wir das leckere Frühstück. Später ging ich zum Bird Hide und hoffte auf ein paar hübsche Vögel. Als ich ruhig im Versteck saß und mich nicht bewegte, kamen auf einmal die Meerkatzen vorbei. Und sie konnten es einfach nicht glauben. Da sitzt etwas in dieser Holzhütte und es ist... ein Zweibeiner! Nach und nach wurden alle Affen herbeizitiert, um sich das komische Etwas anzugucken. Ich gebe zu, ich kam mir ein bisschen vor wie im Zoo – nur anders herum. Ein ganz wagemutiger traute sich auf die Hütte und linste durch einen Schlitz im Holz. Es war einfach zu drollig! Wenn ich zurück schaute oder mich bewegte, erschraken sie und suchten das Weite, nur um kurz darauf wieder näher zu kommen. Irgendwann wurde ich aber uninteressant und da sich ansonsten nichts tat, ging ich zurück und setzte mich auf meine Terrasse.


Ich saß also gemütlich auf meiner Terrasse, lausche dem Vogelgesang und den Zikaden und sah plötzlich etwas Grünes, das sich auf mich zubewegte. Eine Schlange! Blitzschnell tauchte folgender Gedanke auf: „Wo ist die Kamera? Hast Du das richtige Objektiv drauf? Schaffst Du es, alles rechtzeitig zu holen und noch ein Foto zu machen?“. Während eine andere innere Stimme ertönt: „Hallo? Geht es noch? Das ist eine Schlange!!! Schon mal was von gefährlich, giftig und potentiell tödlich gehört?“ Während mein Fotografie-ich und mein Vernunfts-Ich die interne Diskussion ausfechteten, schlängelte sich das hübsche grün-schwarz gemusterte Tier 10 cm an meinen nackten Füßen vorbei in die Büsche. „Siehste – jetzt ist sie weg“, klagte die eine. „Ja, zum Glück. Jetzt ist die Gefahr vorbei.“, meinte das Vernunfts-Ich erleichtert. Während ich noch überlegte, wer von beiden eigentlich Recht hatte, ging ich zu Vanessas und Thomas Bungalow rüber, um aus ihrem Buch zu erfahren, um welche Schlange es sich denn gehandelt haben könnte. Eine spotted Bush-snake sagte das Buch. „Habe ich es doch gewusst! Von wegen gefährlich! Ganz harmlos ist sie.“ meinte die erste Stimme zufrieden und ließ die andere restlos verstummen.

 

Nachmittags stand wieder ein Game Drive mit Frances an. Unser Highlight: Eine Löwin mit ihren halbwüchsigen Jungen, die wir beobachteten, bis sie sich tiefer in den Busch verzogen. Den Abend ließen wir wieder mit einem Absacker am Lagerfeuer ausklingen.


Weiter mit Teil 4


Reisebericht Südafrika - Teil 4

Löwenglück und welcome to Hluhluwe!


Heute gab es Löwen satt zum Frühstück! Natürlich nur zum Angucken, aber das reichte schon und dafür lässt man auch jedes Toastbrot (anderes Brot findet man meist nicht in Südafrika) stehen. Die Löwin vom Vortag hatte es sich mit ihren Halbwüchsigen im Busch gemütlich gemacht. Insgesamt zwar eine etwas müde Truppe, aber die Kleinen taten uns ab und an den Gefallen und bewegten sich ein paar Schritte, so dass wir sie beobachten und fotografieren konnten. Und das Löwenglück verließ uns nicht, denn danach trafen wir auf zwei der drei Brüder, die sich von ihrer anstrengenden Nacht– was auch immer sie getan hatten – erholen mussten. Sie betrieben also das, was Katzen in der Regel fast den ganzen Tag lang tun: Augenpflege (bei uns auch schnöde als Schlafen bekannt). Eine Weile schauten wir ihnen zu, aber es ist so, wie ich schon sagte. Löwen sind immer interessant zu beobachten... außer sie schlafen. Dann wird es einem irgendwann – egal wie fasziniert man ist – doch irgendwann etwas... naja ich möchte es fast langweilig nennen, auch wenn man das natürlich so nicht sagen kann beim König der Tiere ;-) Sagen wir doch eher: Wir wollten die Tiere bei ihrem notwendigen Schönheitsschlaf nicht weiter stören und fuhren weiter. Am Ende unseres Tripps beobachteten wir noch eine Gruppe Büffel beim Baden und Trinken. Ein gelungener Abschluss unseres Besuchs, denn jetzt ging es für uns in den ältesten Nationalpark Afrikas – in den Hluhluwe-iMfolozi-Park.


Dort bezogen wir wieder eine der Selbstversorger-Hütten, die ähnlich gut ausgestattet war wie in den staatlichen Camps in Ithala und in den Drakensbergen. Hluhluwe ist ein landschaftlich sehr schöner Park mit vielen Hügeln und teilweise dichtem Busch. Er ist bekannt für seine großen Bestände an Nashörnern und man kann nur hoffen, dass das auch noch lange so bleiben wird.

Insgesamt waren wir etwas erstaunt aufgrund der großen Zahl an Tagestouristen, aber wir waren diesen Urlaub auch echt verwöhnt, was daran lag, dass die anderen Reservate und Parks recht leer waren. Wir sahen unheimlich viele Nashörner und Nyala-Antilopen und ich war begeistert über die vielfältige Vogelwelt – von Bienenfresser über verschiedene Adler, Neuntöter und Rauchschwalben war alles dabei, was das Vogelherz begehrt. Auch von uns noch nie gesehene Storcharten wie der Wolly-Necked Stork (Wollhalsstorch – der Name ist Programm) waren dabei. Den Park zu besuchen lohnt sich auf jeden Fall auch wenn man nicht zwingend die Big 5 erwarten sollte. Aber wenn man Nashorn- und Vogelbegeistert ist, kommt man auf seine Kosten.


In den Hütten kann man ab und zu auch Überraschungsgäste bekommen. Als Europäer rechnet man einfach nicht damit, dass sich voyeuristische Paviane direkt vor das Küchenfenster setzen und hineinlinsen. Ganz schön dreist die Gesellen. Aber sie hatten keine Chance. Wir haben die Fenster und Türen immer rechtzeitig verrammelt. Es blieb also beim Gucken.


Am letzten Tag hatten wir die Chancen, hier noch Elefanten sehen zu dürfen, mittlerweile ziemlich aufgegeben. In Hluhluwe hatten wir festgestellt, dass eine extreme Trockenheit herrschte – und das am Ende der Regenzeit! Die Flüsse waren so gut wie ausgetrocknet und vielleicht war das auch der Grund, weshalb wir keine größeren Tiere außer den Nashörnern sahen. Trockenheit kann in Südafrika sehr lokal begrenzt sein – auch wenn es an manchen Stellen monatelang keinen Tropfen Regen gab, kann es 30 km weiter ganz anders aussehen. Wir nahmen an, dass die Elefanten, die stark auf frisches Wasser angewiesen sind, eventuell zu den Stellen im Park abgewandert waren, die noch frisches Wasser vorweisen konnten.


Unser letzter Game Drive führte uns noch zu einer etwas traurigen Begebenheit: Am kaum vorhandenen Flussufer sahen wir aus der Ferne einen schlafenden Büffel. Allerdings merkten wir recht schnell, dass das Tier komisch dalag und sich gar nicht bewegte. Nach Konsultation des Fernglases stellte sich dann auch heraus, dass der Büffel gar nicht schlief sondern tot war und mit seinen Nüstern im Schlamm lag. Vielleicht war es ein altes Tier, das hier seinen letzten Atemzug genossen hatte? Verletzungen entdeckten wir jedenfalls keine. Und es gab auch keine Aasfresser, die sich an dem Kadaver zu schaffen machten. Entweder war das Tier erst seit kurzem verstorben oder die Aasfresser wollten sich aus anderen Gründen von dem Tier fernhalten.

Tja, traurig aber wahr. Der Tod gehört zum Leben und zur Natur dazu. Tote Tiere finden wir wahrscheinlich auch deshalb schlimm, weil wir nicht ständig an unser eigenes Ableben erinnert werden wollen, auch wenn das Unvermeidliche irgendwann anstehen wird. So wie beim Büffel. Das haben wir alle – Mensch und Tier - gemeinsam und irgendwann kommt der Tag. Aber hoffentlich nicht so schnell :-) Denn es gibt noch so viel zu erleben, zu sehen, zu staunen, zu lernen – ich kann gar nicht genug bekommen und ich habe definitiv noch nicht alles erlebt, was ich gerne erleben möchte. Also vergiss es, Monsieur Tod – den Büffel hast Du bekommen, aber mich noch nicht ;-) Komisch, auf was für merkwürdige Gedanken man angesichts eines toten Büffels kommen kann...


Der Büffel war also traurige Geschichte und wir verließen Hluhluwe, um in unser nächstes Game Reserve zu fahren. Bei 36 Grad Celsius und ordentlich Luftfeuchtigkeit wurden wir mit kalten und feuchten Tüchern empfangen – eine kurzzeitige Wohltat in der Hitze. Wir bezogen unsere genialen Bungalows mit einer riesigen Veranda und einem großen Bad mit Badewanne (Wer von euch braucht bitte eine Badewanne im Urlaub? Das wollte ich schon immer mal wissen.). Alles mit großen Fenstern bis zum Boden mit Blick auf den umliegenden Wald. Herrlich – hier konnte man es sich richtig gut gehen lassen.


Reisebericht Südafrika - Teil 5

Jäger und Gejagte

 Ab sofort gab es wieder geführte Game Drives mit unserem Guide Warrick und Spurensucher Joseiah. Wir waren sehr gespannt, was uns in den nächsten Tagen erwarten würde und natürlich hofften wir immer noch darauf, endlich einmal die großen Grauen – die Elefanten ausgiebig beobachten zu können, was uns bislang verwehrt geblieben war. Wir fuhren also los, machten aber schon nach kurzem Halt, denn eine Südbüscheleule (Ptilopsis granti) war gesichtet worden. Es war wieder erstaunlich, wie wahnsinnig gut getarnt diese Tiere sind. Ohne nähere Kenntnisse ist eine Eulensichtung reine Glückssache. Insofern war ich – auch wenn fotografisch hier aufgrund der Ast- und Lichtsituation nicht viel zu holen war – bereits sehr zufrieden.

 

Das nächste Highlight kam kurz darauf: Ein Breitmaulnashorn mit einem wirklich noch sehr kleinen Baby. Das Kleine war gerade in Spielstimmung und hüpfte und sprang die ganze Zeit herum. Wir beobachten Mama und Kind, bis beide in den Büschen verschwanden.

Und dann ein Funkspruch, dass die drei Gepardenbrüder, die es hier gab, gesichtet worden sind. Also Gas geben und ab ging es zur offenen Savanne. Nur leider war da auf einmal der Elefantenbulle, den wir selbstverständlich nicht links liegen lassen konnten. In einer schönen Grassavanne stand er – wie für uns bestellt. Endlich ein Elefant! Unser Grinsen wurde minütlich breiter. Das Problem war nur, dass wir ja wussten, dass in der Nähe noch die drei Geparden umherstreunten. Das Licht wurde minütlich schlechter und so entschlossen wir uns mit leiser Wehmut, den Elefantenbullen Elefant sein zu lassen und uns den Raubkatzen zu widmen.

Wir konnten es kaum glauben, als wir sie dann wirklich sahen. Da waren sie. Drei Gepardenmännchen, die grundsätzlich gemeinsam unterwegs waren und auch gemeinsam jagten, streiften im hohen Gras ganz nah an uns vorbei. Und plötzlich passierte es. Die drei gaben von einer Sekunde zur anderen Full Speed. Uns stockte der Atem: Sie hatten ein Warzenschwein aufgescheucht! Das Schwein hatte allerdings großes Glück, raste mit hoher Geschwindigkeit vorbei und konnte unverletzt in einem Bau im Boden verschwinden. Ehrlich gesagt war ich irgendwie ganz dankbar darüber, dass ich das Ende des Tieres nicht hautnah miterleben musste. In dieser Hinsicht bin ich einfach ein Mimöschen.


Die drei Geparden mussten sich nach dem heftigen Spurt erst einmal ausruhen. Geparden gelten als schnellste Landsäugetiere, können die hohe Geschwindigkeit aber nur über kurze Zeit halten. Für uns besonders interessant: Normalerweise greifen Geparde keine ausgewachsenen Warzenschweine an, da diese viel zu wehrhaft sind. Wahrscheinlich trauten sich das die Brüder nur, weil sie gemeinsam unterwegs waren. Unser Guide selbst hatte noch nie gesehen, dass die Geparde ein Warzenschwein jagten oder erlegten. Einige Zeit konnten wir die Tiere im abnehmenden Licht noch beobachten, dann irgendwann ein neuer Funkspruch: Ein Leopard war gesichtet worden. Wir konnten unser Glück kaum fassen!

Am Wegesrand entdeckten wir zudem eine Ginsterkatze, die offensichtlich geschlafen hatte. Für Fotos war es schon viel zu dunkel, aber es war einfach nicht zu glauben, was für einen Dusel wir hatten. Die Ginsterkatzen hatten wir bisher auch nur in weiter Entfernung als huschendes Etwas sehen dürfen. Noch nie konnten wir in eine in nächster Nähe sehen. Und diese saß direkt am Straßenrand. Wir befanden uns völlig im Adrenalinrausch. Nach kurzer Zeit verschwand die Katze im Gebüsch und wir fuhren weiter. Und da war er: Der Leopard. Für mich das eindrucksvollste und eleganteste Tier Afrikas überhaupt. Ich kann gar nicht beschreiben, was es bedeutet, solch ein Tier in natürlicher Umgebung beobachten zu können. Der Leopard ist von einer solchen Schönheit und kraftvollen Ausstrahlung wie kaum ein anderes Tier. Wir konnten ihm ein wenig folgen, bis er irgendwann in dichtem Buschwerk verschwand. Mittlerweile war es komplett dunkel geworden und wir fuhren – völlig begeistert und berauscht von dieser Highlightserie zur Lodge zurück und genossen den weiteren Abend mit Gesprächen über das Erlebte.


Der nächste Morgen

DRRIIIING, der Wecker klingelte wie üblich um 5.30 Uhr (es ist immer noch lustig, dass wir so etwas als „Urlaub“ bezeichnen). Es war bereits extrem heiß und selbst ein T-Shirt war eigentlich schon zu viel des Guten. Aber mit dem Fahrtwind zusammen ließ es sich zumindest halbwegs ertragen. Eine unserer Mitfahrerinnen – Ruth – wollte unbedingt Giraffen sehen. „Giraffen?“ fragte Warrick mit hochgezogenen Brauen. „Ja, bislang habe ich hier noch keine Giraffen gesehen“ Oookay? Ruth wollte also statt Elefanten (ja, gab es gestern schon), Geparden (ja, gab es gestern auch schon), Leoparden (ja, ja, stimmt, gab es ja auch erst gestern), am liebsten Giraffen sehen. Gebongt. Wir schrieben es uns gedanklich auf die Liste.


Zunächst ging es aber ans Wasserloch und da trafen wir...nein, nicht auf Giraffen. Wir trafen auf das gesamte Löwenrudel. Da lagen sie alle. Die ganze Großfamilie lag faul in der frühen Morgensonne und rührte keine Pfote. Wir fotografierten und sahen uns die Meute ausgiebig an und so langsam regten sich die ersten Tiere. Eine Löwin fing an sich zu putzen, das große Männchen gähnte ausgiebig, dann stand die erste Löwin auf und ging zum Wasser. Mitten auf dem Weg zum Wasserloch lag ein riesiger alter Büffel – lebendig. Dem schien alles egal zu sein. Die Löwen schauten zwar alle sehr interessiert – vor allem die Junglöwen, aber sie wussten, sie hätten keine Chance gegen dieses kräftige, riesige und erfahrene Tier. Dementsprechend würdigte der Büffel die Löwen keines einzigen Blickes.

 

Am Wasser lag noch eines der kleinsten Löwenjungen, das selbstbewusst mit lautem Fauchen und Knurren den anderen bewies, was es schon für ein großer Kerl ist. Kaum war der Papa angekommen, ging es rund. Der Kleine sprang von hinten auf den Nacken, biss in selbigen und drangsalierte den Papa, bis der mit seiner Löwenpranke für Ruhe sorgte. Es war einfach drollig, den Tieren zuzusehen. Wir nahmen uns viel Zeit, blieben lange dort stehen, fotografierten und hörten Warricks interessanten Erklärungen zu. Gemächlich fuhren wir anschließend an eine übersichtliche Stelle im Busch und nahmen dort die erste Tasse Kaffee ein. Und was war mit Giraffen? Die hatten wir immer noch nicht gesehen.


Wir stiegen wieder ein und fuhren los. Und jetzt endlich. Da waren sie: Giraffen! Eine weibliche Giraffe mit einem winzigen kleinen Giraffenjungen, das höchstens 2-3 Tage alt war. Auch für uns, die wir mittlerweile schon wirklich viele Giraffen in den vorherigen Nationalparks gesehen hatten, etwas Besonderes.

 

Wir fuhren zur Lodge zurück am Grenzzaun entlang und auf einmal standen dort wieder etliche Giraffen. Dicht gedrängt am Zaun starrten sie in unsere Richtung. „Komisch“, dachten wir. Und dann erklärte Warrick, dass die Nachbarlodge leider eine Huntingfarm sei, in der die Tiere gegen Geld von reichen Ausländern abgeknallt würden. In solchen Fällen fängt es bei mir innerlich an zu kochen. Da stehen sie die Tiere und wissen ganz genau, dass die andere Seite ihre Sicherheit bedeutet. Sie sind zu groß, um sich zu verstecken. Sie haben keine Chance gegen das schlimmste Raubtier dieser Erde – den Menschen. Was bringt es jemandem, ein solch schönes Tier umzubringen – für rein gar nichts? Am liebsten würde ich hingehen und ein großes Loch in den Zaun schneiden – wohl wissend, dass es nichts bringen würde. Das einzige, was mich ein wenig beruhigt, ist die Aussage von Warrick, dass sie mit dem Inhaber der Lodge bereits in Verhandlungen stehen, um das Land zu übernehmen und dem Jagen ein Ende zu bereiten. Wenigstens dieses eine Stück Land. Auch wenn es noch unzählige Jagdfarmen in Südafrika gibt, bin ich froh, dies zu hören. „Haltet aus, ihr Giraffen“, denke ich mir. Noch ein bisschen und ihr seid hoffentlich bald in Sicherheit. Ein Tier töten eines Adrenalin-Kicks wegen? Geht gar nicht!

Es machte uns wütend - auf eine hilflose Art und Weise. Nachdenklich ging es zurück zur Lodge.


Nach einem viel zu opulentem Frühstück (schon mal French Toast, Pfannkuchen und Bircher Müsli hintereinander gegessen? Wenn ja, dann wisst ihr, wovon ich rede), blieb nur Ausruhen und Verdauen. Zudem war es wieder sehr heiß und jede Bewegung schien zu viel zu sein. So konnte man relaxed auf der Terrasse sitzen und gemütlich ein Buch zur Hand nehmen. Darf ja auch mal sein im Urlaub.


Nachmittags starteten wir wieder pünktlich zum Game Drive. Auf einer weiten Ebene erblickten wir ein Spitzmaulnashorn. Zudem gab es ein großes Stelldichein von Schwalben und verschiedenen Storcharten rund um das Nashorn. Kurz vor Sonnenuntergang trafen wir dann auch noch auf eine große Elefantenherde. Da das Licht nicht besonders gut war, ahnten wir sie mehr als wir sie noch sahen. An Fotografieren war gar nicht mehr zu denken. Aber egal: Wir beobachteten die dunklen Schemen ehrfürchtig, bis sie in der fernen Ebene verschwanden.


The same procedure...

Wecker klingeln, ein Augenlied halb hochheben, auf die Uhr linsen, kurz überlegen, warum man im Stockdunklen aufstehen soll, sich mit knackenden Gelenken (man ist ja keine 20 mehr) erheben, unter die Dusche stapfen, Wasser aufdrehen. Ok, das Schlimmste hatte ich hinter mir!

Mit dem lauwarmen Wasser erwacht langsam die Vorfreude. Die Vorfreude auf einen weiteren Tag in Südafrika! Ich bin doch ganz schön privilegiert, hier sein zu dürfen, denke ich mir und verscheuche damit die letzte Müdigkeit.

 

Unser morgendlicher Game Drive setzte dem Erlebten noch einmal ein i-Tüpfelchen auf. Denn wir durften eine Gepardin mit ihren vier Jungen beobachten. Sie hatten sich zum Ausruhen in den Dornenbusch zurück gezogen. Die Gepardin beobachtete aufmerksam und stetig die Umgebung. Ihre vier Jungen waren eine große Verantwortung für sie. Würden sie auf Löwen oder andere Raubtiere treffen, war ihr Nachwuchs in Lebensgefahr. Denn oftmals töten Löwen, Hyänen und andere Raubtiere den Nachwuchs ihrer Fressfeinde.

 

Wir ließen die Gepardin in Ruhe und fuhren erneut zum Wasserloch. Keine wirkliche Überraschung, dass sich dort wieder (oder immernoch) das Löwenrudel tummelte. Wie immer taten sie... nichts. Hinter uns entdeckte ich einen Malachiteisvogel (Corythornis cristata), der sich durch unsere Anwesenheit nicht im geringsten stören ließ. Ein winziges Stückchen näher, noch ein kleines Stückchen, der Vogel tolerierte die langsame Annäherung des Autos. Während alle auf der anderen Seite die schlafenden Löwen beobachteten, freute ich mich irrsinnig über diesen tiefenentspannten Vogel. Ein tolles Erlebnis!

 

So langsam wurde es Zeit aufzubrechen und zu unserer nächsten Station zu fahren: In den iSimangaliso-Wetland-Park. In die Feuchtgebiete mit Flusspferden, Krokodilen und natürlich sehr vielen Vögeln. Wir waren sehr gespannt!


Weiter geht es mit Teil 6...
 

Südafrika Teil 6 - iSimangaliso Wetland Park und Shakas Rock

Gegen Mittag kamen wir in der Makakatana Lodge an und wurden dort sehr herzlich empfangen. Es war wahnsinnig heiß und schwül und wir fingen sofort an zu schwitzen, nachdem wir aus dem Auto stiegen. Die Lodge lag wieder in einer Art Wäldchen - die Bungalows waren mit Holzstegen verbunden. Am Ende hatte man einen schönen Blick auf den See.

 

Nach einem Salat ruhten wir uns noch etwas aus und wurden gegen 16 Uhr von unserem Ranger André zum Game Drive abgeholt. Wir fuhren durch die Gegend, sahen einige Antilopenarten und Büffel und André erklärte uns Wissenswertes über die Gegend und die Tier- und Pflanzenwelt. Wir erfuhren, dass es auch hier in den Wetlands bislang viel zu trocken geblieben war und einige der ansonsten stark gefüllten Wasserlöcher nur noch aus Schlamm bestanden.

 

Wir machten uns auf den Weg zum Damm, da wir dort auf Elefanten hofften. André erklärte uns aber gleich, dass die Elefanten hier nicht besonders an Autos gewöhnt seien und man deshalb recht viel Abstand halten solle. Dann sahen wir sie die Straße herunter bis zum Damm. Alles war voll mit den grauen Dickhäutern. Ein atemberaubender Anblick!

 Auf einmal ertönte ein Geräusch, das sich wie das monströse Brüllen eines großen Raubtieres anhörte. Uns fuhr der Schreck in alle Glieder! Was in Gottes Namen war das? Andre erzählte, dass es sich um ärgerliche Elefanten handelte, auch wenn wir das kaum glauben konnten. Das Geräusch hatte mit einem Tröten überhaupt keine Ähnlichkeit gehabt. Nach dem Ton zu urteilen, wollen wir dem Verursacher auf keinen Fall zu Nahe kommen.

 

Unser Ranger hielt wie besprochen Abstand zu den Riesen, auch oder gerade als wir bemerkten, dass die Elefanten  die Straße hoch kamen - direkt auf uns zu. Wir fuhren rückwärts, sobald sie näher kamen. Bis... tja, bis hinter uns auf der Straße auf einmal weitere der grauen Riesen auftauchten. Zum Glück liefen die Elefanten hinter uns ein Stück weiter, so dass wir ein Stück weiter rückwärts und dann an einer kreuzenden Straße drehen konnten. Allerdings deuteten die Geräusche nach der Drehung des Wagens bereits nichts Gutes für den von uns gewünschten Rückweg - auch auf dieser Straße hörten wir im dichten Busch rechts und links erst Äste brechen und dann tauchten weitere Elefanten auf. Wir waren eingekesselt!

 

Vor uns Elefanten - hinter uns Elefanten - neben uns Elefanten. Von zwei Seiten kamen sie zudem auf uns zu. Wir schauten uns etwas panisch an und auch unser Ranger hatte mittlerweile viel von seiner Coolness verloren. Da wir definitiv keinen näheren Kontakt zu den eventuell ärgerlichen Tieren aufnehmen wollten, fuhren wir ganz langsam und vorsichtig zwischen den sich entfernenden Elefanten nach oben und kamen zu einem verlassenen Camp. Dort entdeckten wir eine Straße, die nicht mehr genutzt wurde, aber glücklicherweise noch befahrbar war. Langsam entfernten wir uns von den Elefanten, die wir nur noch als schwarze Schatten erkennen konnten - so dunkel war es bereits geworden. Nachdem wir einen ordentlichen Abstand zu den Dickhäutern hatten, erfüllte uns ein Gefühl der Erleichterung.  Auch wenn wahrscheinlich nichts passiert wäre, weiß man doch, dass ein Auto gegen einen Elefanten wenig Chancen hat und man möchte sich lieber nicht auf ein ungleiches Kräftemessen einlassen. Das Ereignis konnte ich übrigens leider nicht fotografisch dokumentieren. Dafür war es einfach schon viel zu düster gewesen.

 

Mittlerweile war es vollständig dunkel geworden und zurück in der Lodge bekamen wir im Boma am Lagerfeuer ein leckeres Abendessen serviert. Auf einmal fing es an zu regnen. In Deutschland wäre das ein Grund gewesen, das Gesicht zu verziehen und sich so schnell wie möglich ins Innere eines Gebäudes zu begeben. Nicht so hier! Überall um uns herum lächelnde und strahlende Gesichter. Alle freuten sich riesig über das Nass von oben.


Am nächsten Morgen war das Hauptthema, wo es wie viel geregnet hatte. Die Lodge hatte 23 Millimeter abbekommen. Andere Personen aus der Umgebung riefen an und gaben bekannt, wie viel es bei Ihnen geregnet hatte. Für uns in Deutschland eine Selbstverständlichkeit und hier das Highlight des Tages. Wenn man mitbekommt, wie existenziell wichtig das Wasser hier für Mensch und Tier ist, überlegt man sich dann doch noch einmal gut, wie oft und wie ausführlich man duscht oder anders Wasser verschwendet. Ein bisschen Demut und Rücksicht hat jedenfalls noch keinem geschadet.

 

Heute ging es mit Skipper Warwick und seiner entzückenden Frau Elaine aufs Boot. Warwick erzählte uns aufgeregt, dass er heute Morgen mit Mühe ein Krokodil, das sich bereits seit längerem nah bei seinem Boot aufhielt, fangen konnte. Das Krokodil wurde an einen weiter entfernten Ort gebracht und dort wieder ausgesetzt. Schon mehrere von Wawricks Bekannten waren von Krokodilen getötet worden und er war erleichtert, dass dieses eine Tier, das ihm schon gefährlich nah gekommen war, erstmal außer Reichweite war. Vom Boot aus konnten wir eine Vielzahl von Vögeln beobachten. Zwei Paar Fischadler hatten am Ufer ihr Revier und ließen sich jeweils bestaunen. Natürlich gab es auch jede Menge Hippos zu bestaunen und ein Krokodil ließ sich blicken. Es war ein sonniger und sehr heißer Tag, der durch den Fahrtwind glücklicherweise erträglich wurde. Nach der schönen gemütlichen Bootstour ging es zu einem Mittagspicknick. Unter einem wunderschönem großen Baum und mit einer Flasche Wein ließ es sich gut aushalten. Den Rest des Tages relaxten wir dann mit unseren E-Book-Readern in der Hand in der Lodge. Muss ja auch mal sein :-)

 

Am nächsten Tag wartete der letzte Game Drive dieser Reise vor uns. Der Tag begann mit einer wunderschönen und ruhigen Stimmung und wir genossen das Beobachten etlicher Büffel und Antilopen in dieser traumhaften Morgenkulisse. Danach frühstückten wir und machten uns abfahrbereit zu unserer letzten Station - Shakas Rock am indischen Ozean. Die Pächterin der Logde begrüßte uns herzlich. Als sie hörte, dass ich an meinem Geburtstag am nächsten Tag einen Microlight-Flug (eine Art Ultraleichtflug) machen wollte, erzählte sie, dass ihr Mann heute das erste Mal damit geflogen und absolut begeistert war. Wir reservierten den Flug für morgen und ruhten uns den Rest des Tages aus. Thomas ging es leider nicht so gut, weshalb er das Abendessen ausfallen ließ.

 Mein Geburtstag fing sehr gut an, denn unsere Gastgeberin hatte den Frühstücksraum mit Happy-Birthday-Girlanden geschmückt. Zudem bekam ich einen frisch gebackenen Nusskuchen serviert. Was will man mehr? Nach dem Frühstück fuhren Vanessa und ich zum Microlight. Es war ein besonderes Erlebnis, in dem kleinen offenen Flieger zu sitzen.  Der Start war noch etwas mulmig, weil man ein bisschen das Gefühl hatte, in einem Gartenstuhl zu sitzen, aber danach gewöhnte man sich unheimlich schnell daran. Hoch oben in der Luft konnte ich mein Grinsen nicht unterdrücken - selbst wenn ich das gewollt hätte. Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl - umgeben von Wind und Wärme auf unsere wunderbare Erde hinabschauen zu können. Von oben sieht die Welt noch einmal ganz anders aus!

Mein Pilot Dave flog souverän auf die Küste zu und dann an ihr entlang. Wir sahen Schildkröten und Stachelrochen von oben und es war einfach nur herrlich, das Meer und die Umgebung von oben zu betrachten. Ich kann jedem nur empfehlen, seinen Mut zusammenzunehmen und auch einmal einen solchen Flug zu machen. Das Gefühl von Freiheit ist enorm und wahrscheinlich ist ein Flug mit diesem motorisierten Gartenstuhl die Möglichkeit, sich einmal beinahe wie ein Vogel fühlen zu können.

 

An unserem letzten Abend gingen wir noch einmal Essen, bevor wir am Folgetag die unkomplizierte Heimreise mit South African Airways antraten. Aber wir waren uns wieder sicher: Südafrika hat uns nicht zum letzten Mal gesehen, denn Afrika hat schon vor vielen Jahren einen Teil unserer Herzen gewonnen und wird daraus nie wieder schwinden. Deshalb - bis bald Afrika. Wir kommen wieder!