Das Jetzt

Fragt man seine Kollegen oder Freunde, wie der Urlaub war, bekommt man meist zu hören "Zu kurz!". Zeit ist das für uns nicht Fassbare, was immer wertvoller wird. Aber sicherlich ist es nicht nur von Bedeutung, Zeit zu haben, sondern auch, wie wir die Zeit wahrnehmen.


Dass ich fotografiere hat auch viel mit der Zeit zu tun. Ich fotografiere, weil ich so die Welt ausblenden kann. Weil ich fokussieren kann, weil ich meinen Blick auf das gerade Wesentliche konzentriere und alles andere nicht mehr sehe und bewerte. Das hat einerseits etwas mit einer bewussteren Wahrnehmung zu tun und andererseits etwas mit Entschleunigung. Ich nehme mir Zeit! Ich versuche mir die Zeit, die ich brauche, zu nehmen, um mir das Motiv zu erschließen. Wann kann ich das sonst schon? Im Alltag bin ich meistens davon getrieben, E-Mails zu lesen, Aufgaben effizient abzuschließen, Pläne zu erstellen und einzuhalten, Termine einzuhalten. Die Zeit läuft mir regelrecht davon - sie ist kurz - man hat immer viel zu wenig davon. Das Leben rennt allzu oft an mir vorbei und ich versuche jeden Tag aufs Neue, Schritt zu halten. Meist erfolgreich - manchmal nicht.


Wenn ich aber fotografiere, muss ich mir für das, was mir wichtig ist, Zeit nehmen. Und die Zeitwahrnehmung schwindet, während ich fotografiere. Ich nenne diese Augenblicke für mich "Das Jetzt". Man schwimmt in einem Pool, der das Gestern, gerade, bald und in Zukunft verschwinden lässt. Nichts ist wichtig außer dem Motiv und meiner Vorstellung davon. Die vermeintlichen Sorgen, Ängste, Bedürfnisse sind ausgeblendet. Vielleicht ist genau dieser Punkt  neben dem Erleben der Natur und der Freude an einem gelungenen Foto das wichtigste für mich an der Fotografie. Ein Moment außerhalb der Zeit, der mich von allem anderen distanziert. Diese Distanz ist auch deshalb essentiell für mich, da sie mich Wichtiges und Unwichtiges wieder unterscheiden und in der richtigen Priorität behandeln lässt. So ist Fotografie für mich nicht nur die Möglichkeit, mich mit meinen Bildern ausdrücken zu können. Es ist der Moment in dem ich das Jetzt wahrnehmen kann! Und für mich ist das eines der wertvollsten Dinge, das ich mir durch mein Hobby erschaffen kann.


Norwegen im Nebel

Nachdem ich letztes Jahr erstmalig in den beiden norwegischen Nationalparks Rondane und Dovrefjell war und mich dort sofort in die wilde Schönheit der Natur verliebt habe, hatten meine Freundin Silvia und ich beschlossen, dieses Jahr eine Woche lang gemeinsam dorthin zu fahren. Ferienhaus und Wagen gemietet, Flüge gebucht - Mitte September ging es los. Die Herbstfarben waren noch lange nicht so weit wie letztes Jahr zur gleichen Zeit und auch das Wetter wollte uns nicht zu sehr verwöhnen. Wir hatten jeden Tag mit  viel Regen, Nebel, tief hängenden Wolken und fehlendem Licht zu kämpfen. Trotzdem hatten wir auch wunderschöne Erlebnisse bei Wanderungen im Rondane, in den herrlichen Wäldern und an unserem Haus- und Hof-Wasserfall. Die Natur in Norwegen ist einfach großartig, rau und wild mit Bergen, Mooren und wunderschönen Wasserfällen. Jeder Naturfreund kann sich hier einfach nur pudelwohl fühlen. Wenn dann noch die Sonne heraus kommt und die gelben Blätter der Bäume beleuchtet, kommt man sich beinahe vor wie im Paradies. Und da man nie weiß, wie lange die Sonne sich blicken lässt, sollte man auch gleich das Fotoequipment parat haben. Denn oft sind es nur kurze Augenblicke und danach fängt es dann schon wieder an zu nieseln. Auch wenn uns die Wetterfee ab und an einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, bin ich der Meinung, wir haben das beste aus dieser Woche gemacht und auch ein paar ansprechende Bilder mit nach Hause gebracht. Urteilt einfach selbst:  

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