Wasserralle im Morgenlicht

In den letzten Dezembertagen 2015 verwöhnte uns das Licht noch einmal. Bei frühlingshaften Temperaturen begaben meine Freunde Katrin, Tom und ich uns in ein Naturschutzgebiet. Umgeben von zahlreichen Joggern, Walkern, Fahrradfahrern, die ebenfalls die frühen Stunden im Sonnenschein nutzten, zogen wir los mit unserem Equipment. Kaum angekommen, wartete die erste Überraschung auf uns: Ein Grauspecht. Sieht ähnlich aus wie ein Grünspecht, ist aber kleiner, die rote Prägung auf der Stirn nur beim Männchen vorhanden und nicht so ausgeprägt. Zudem ist er wesentlich seltener zu beobachten. Der Grauspecht ließ sich zwar leider nicht wirklich gut fotografieren, aber alleine die Sichtung machte Happy.

 

Im schönsten Morgenlicht ging es weiter, bis wir auf einer kleinen Brücke standen, auf die kaum zwei Leute nebeneinander passten. Und dort die zweite große Überraschung des Morgens: Eine Wasserralle (Rallus aquaticus), die sich relativ unbeeindruckt vom lauten Treiben der Passanten am Rand des Wassers aufhielt. Ich selbst hatte noch nie überhaupt eine Wasserralle gesehen, meine Freunde hatten schon oft ihren Ruf gehört, wussten aber, dass dieses Tier zwar nicht selten, aber schwer zu beobachten ist. Wir lagen also hintereinander auf der Brücke, da sich das Tier nur von hier aus beobachten und fotografieren ließ. Natürlich fielen wir etwas auf - drei Personen, die mit schwerem Fotoequipment und Rucksäcken die Brücke beinahe versperrten und das, obwohl spätestens minütlich Jogger und andere Passanten an uns vorbei wollten. Wahrscheinlich ist diese starke Frequentierung dort auch unser Glück gewesen, denn die Wasserralle störte sich nur an wirklich lauten Geräuschen wie dem Poltern und Rufen eines Spaziergängers. Auf seine Frage aus voller Lautstärke, was wir denn da machten und ob er das Tier denn jetzt vertrieben habe, sagten wir lieber nichts, in der Hoffnung, er möge einfach nur schnell weitergehen. Nachdem er sich seine Frage mit "Ach, die beobachten nur die Wasserratten." (Anm. gemeint waren Nutrias) selbst beantwortet hatte, war dies dann auch zum Glück der Fall. Kurz darauf kam die Wasserralle wieder hervor und ließ sich noch einige schöne Momente beobachten und fotografieren, bevor sie im gegenüberliegenden Ufergestrüpp verschwand und nicht mehr auftauchte.

Und meistens kommt es anders...

Während an jedem zweiten Haus die Lichterketten angebracht werden, die Luft nach Plätzchen und kuscheliger Heimeligkeit riecht, der DHL-Mann schon jetzt nur noch mit Mühe die Päckchenflut bewältigt, zieht es Silvia und mich mal wieder in die Natur. Genauer: In den Vogelsberg an den Obermooser Teich in der Hoffnung, ein paar Vögel fotografieren zu können.

 

Wir fahren also los und freuen uns, dass dort noch ein paar Schneereste vorhanden sind. Am Obermooser Teich angekommen, staunen wir dann aber nicht schlecht. Der Teich ist beinahe komplett zugefroren, obwohl die Temperaturen der letzten Tage dies nicht wirklich vermuten ließen. Die einzigen Vögel, die sich dort jetzt aufhalten, sind zwei Schwäne, deren Köpfe fest im Gefieder stecken.  Tja, so ist die Natur: Immer anders als erwartet. Wenigstens einer der Schwäne schaut einmal nach, was denn da für zwei komische Gestalten rumstehen, um danach seinen Kopf wieder in die warmen Federn zu stecken. Wir machen also aus der Not eine Tugend und gehen erstmal  ein leckeres Stück hausgebackenen Kuchen im nahen Café essen. Danach lädt uns ein einsam stehender Baum , den Silvia bereits von früher her kennt, ein, bei ihm den Sonnenuntergang zu verbringen. Und am Ende sind wir trotz oder vielleicht auch gerade wegen der Planänderungen rundum mit uns und der Welt zufrieden.