Ohne Ende Buschwindröschen

Wenn die Buschwindröschen blühen, kommt die richtige Frühlingsstimmung auf. Ich liebe es, zu dieser Jahreszeit in den Wald zu gehen und die weißen Blütenteppiche zu betrachten. Naja, natürlich nicht nur zu betrachten - fotografieren muss selbstverständlich auch sein. Am liebsten im schönen Abendlicht. Hier ein paar Impressionen der letzten zwei Wochen.

Reisebericht Südafrika - Teil 3

Weiter ins Zululand Rhino Reserve


Leider schlief ich sehr schlecht und war dementsprechend müde am frühen Morgen. Vanessa und Thomas hatten auch nicht die allerbeste Laune – heute meldete sich offenbar noch einmal der Stress der letzten Wochen und schlug uns aufs Gemüt. Nach einem halben Kaffee ab ins Auto und den letzten Game Drive in Ithala genießen.


Wir konnten noch einmal Warzenschweine, diverse wunderschöne Vögel, Giraffen und Strauße beobachten – und dann... hatten wir noch einmal richtig Glück und Thomas entdeckte ein schlafendes Spitzmaulnashorn. Die Spitzmaulnashörner sind kleiner als ihre Verwandten – die Breitmaulnashörner - und haben ein spitz zulaufendes Maul, von dem sich der Name ableitet. Leider sind alle Nashörner durch die zunehmende Jagd auf deren Hörner stark bedroht. Es ist also ein besonderes Glück, wenn man Nashörner zu sehen bekommt und es ist auch die Frage, wie lange das noch so bleiben wird. Über 1.200 Nashörner sind letztes Jahr alleine in Südafrika der Wilderei zum Opfer gefallen. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 waren es nur sieben!


Es ist ein Kampf gegen Windmühlen und ich befürchte, dass die Nashörner den Kampf verlieren werden, wenn nicht noch besondere Maßnahmen eingeleitet werden. Die Wilderer haben die technisch hochwertigere Ausrüstung und viel Geld im Hintergrund, was bei den Rangern an allen Ecken und Enden fehlt. Und bei den Nashörnern wird es nicht bleiben, denn auch Elefanten werden wieder stark bejagt und auch vor anderen Tierarten wird nicht halt gemacht. Ich kann nur hoffen, dass noch rechtzeitig eine Lösung gefunden wird und es zu einer positiven Wende für die afrikanische Tierwelt kommt.


Wir beobachteten also fasziniert das Spitzmaulnashorn, das sich in seiner Ruheposition nicht stören ließ und fuhren langsam zum Camp zurück, um dort zu frühstücken. Im Restaurant angekommen, wurde das Buffet plötzlich von einer Meute von Leuten überfallen. Gestern noch beinahe alleine im Camp und heute waren offenbar mehrere Bustouren mit jeweils 30-40 Personen angereist. Wir verzichteten deshalb auf einen weiteren Gang zum Buffet und fuhren los zum Zululand Rhino Reserve.


Im Zululand Rhino Reserve gibt es keine Fahrten mit dem eigenen Wagen, so dass man mit einem Ranger (oder einer Rangerin wie bei uns) im offenen Geländewagen durch das Reservat fährt. Das tolle an solchen Fahrten ist, dass der Ranger natürlich viel eher weiß, wo sich welche Tiere aufhalten und durch deren Spuren erkennen kann, in welche Richtung das entsprechende Tier unterwegs ist. Zudem sind die Ranger über Funk verbunden und können bei spektakulären Sichtungen den anderen Bescheid geben. So ist die Wahrscheinlichkeit, die Big 5 zu sehen, wesentlich höher als wäre man alleine unterwegs.

 

Unsere junge Rangerin Frances sammelte uns also am Nachmittag zur ersten Fahrt ein. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Ranger natürlich ein sehr großes Wissen über ihr Reservat und die Tiere dort haben und auch über die nicht so offensichtlichen Dinge in der Natur und Tierwelt interessante Sachen erzählen. Wir sahen wieder viele Antilopen, einen Raubadler und hörten Frances ausführlichen und spannenden Erklärungen zu. Thomas entdeckte zwischendurch noch ein Breitmaulnashorn. Frances erklärte, dass dieses weibliche Tier vor kurzem durch einen nicht erfolgreichen Wildereiversuch teilweise im Gesicht gelähmt wurde und es noch nicht abzuschätzen sei, ob das Tier so überleben könne :-(


Es war bereits dunkel geworden und wir fuhren zurück zur Lodge, während unsere Rangerin nach vorne und rechts und links leuchtete, um eventuell noch Tiere zu entdecken. Auf einmal fand Frances die drei männlichen Löwen des Reservats. Es waren drei Brüder, die oft zusammen unterwegs waren und die gerade durch die Gegend zogen. Wir konnten sie erstaunlich lange beobachten, bis sie sich in die Büsche verzogen. Löwen sind wirklich, wirklich groß und wenn man sie sieht, weiß man wieder, warum sie als „Könige der Tiere“ bezeichnet werden. Nach diesem tollen Erlebnis ging der Abend am Lagerfeuer gemütlich zu Ende.


Der nächste Morgen begann mal wieder um 5 Uhr. Es gab einen wunderschön farbigen Sonnenaufgang. Nach einigen Straußen und Giraffen trafen wir auf ein männliches Breitmaulnashorn, das noch einen verschlafenen Eindruck machte und ab und zu etwas genervt in den Sand schnaubte. Wir sahen noch eine Büffelherde mit etlichen kleinen Kälbern.


Zurück in der Lodge genossen wir das leckere Frühstück. Später ging ich zum Bird Hide und hoffte auf ein paar hübsche Vögel. Als ich ruhig im Versteck saß und mich nicht bewegte, kamen auf einmal die Meerkatzen vorbei. Und sie konnten es einfach nicht glauben. Da sitzt etwas in dieser Holzhütte und es ist... ein Zweibeiner! Nach und nach wurden alle Affen herbeizitiert, um sich das komische Etwas anzugucken. Ich gebe zu, ich kam mir ein bisschen vor wie im Zoo – nur anders herum. Ein ganz wagemutiger traute sich auf die Hütte und linste durch einen Schlitz im Holz. Es war einfach zu drollig! Wenn ich zurück schaute oder mich bewegte, erschraken sie und suchten das Weite, nur um kurz darauf wieder näher zu kommen. Irgendwann wurde ich aber uninteressant und da sich ansonsten nichts tat, ging ich zurück und setzte mich auf meine Terrasse.


Ich saß also gemütlich auf meiner Terrasse, lausche dem Vogelgesang und den Zikaden und sah plötzlich etwas Grünes, das sich auf mich zubewegte. Eine Schlange! Blitzschnell tauchte folgender Gedanke auf: „Wo ist die Kamera? Hast Du das richtige Objektiv drauf? Schaffst Du es, alles rechtzeitig zu holen und noch ein Foto zu machen?“. Während eine andere innere Stimme ertönt: „Hallo? Geht es noch? Das ist eine Schlange!!! Schon mal was von gefährlich, giftig und potentiell tödlich gehört?“ Während mein Fotografie-ich und mein Vernunfts-Ich die interne Diskussion ausfechteten, schlängelte sich das hübsche grün-schwarz gemusterte Tier 10 cm an meinen nackten Füßen vorbei in die Büsche. „Siehste – jetzt ist sie weg“, klagte die eine. „Ja, zum Glück. Jetzt ist die Gefahr vorbei.“, meinte das Vernunfts-Ich erleichtert. Während ich noch überlegte, wer von beiden eigentlich Recht hatte, ging ich zu Vanessas und Thomas Bungalow rüber, um aus ihrem Buch zu erfahren, um welche Schlange es sich denn gehandelt haben könnte. Eine spotted Bush-snake sagte das Buch. „Habe ich es doch gewusst! Von wegen gefährlich! Ganz harmlos ist sie.“ meinte die erste Stimme zufrieden und ließ die andere restlos verstummen.

 

Nachmittags stand wieder ein Game Drive mit Frances an. Unser Highlight: Eine Löwin mit ihren halbwüchsigen Jungen, die wir beobachteten, bis sie sich tiefer in den Busch verzogen. Den Abend ließen wir wieder mit einem Absacker am Lagerfeuer ausklingen.


Weiter mit Teil 4


Reisebericht Südafrika - Teil 2

Auf nach Ithala


Es waren insgesamt etwas mehr als 300 km zu fahren und wir verfrachteten unser Gepäck nach dem Frühstück ins Auto. Kurze Zeit ließ ich die Autotür offen stehen – da gab es schon eine neue Mitfahrerin. Eine grüne Gottesanbeterin hatte es sich auf dem Rücksitz bequem gemacht. Ich war total verblüfft, denn ich wusste bis dato gar nicht, dass es hier Gottesanbeterinnen gibt. In meinen bisherigen Urlauben im südlichen Afrika hatte ich bislang keine gesehen, was aber wohl daran lag, dass ich zu anderen Jahreszeiten da war.


Fasziniert beobachtete ich das kleine räuberische Insekt, während es aus dem Auto bugsiert wurde und ich überlegte, ob ich die Geduld meiner Mitreisenden noch etwas auf die Probe stellen sollte, um das Fotoequipment heraus zu holen. Allerdings war alles bereits fest verstaut und abreisebereit und so beließ ich es schließlich dabei. Ich hoffte stark, dass das nicht die einzige Begegnung mit einem dieser interessanten Insekten bleiben würde.


Wir fuhren durch kleinere und größere, mal mehr mal weniger ärmlich aussehende Orte – vorbei an vielen Rinderfarmen und landschaftlich bebauten Flächen. Insgesamt gab es wesentlich häufiger Häuser und Hütten zu sehen, die mit Strom versorgt waren, als ich während meiner letzten Reisen sah. Was auch erstaunlich war, ist die Qualität der Infrastruktur. Offenbar sind alle größeren Straßen und Autobahnen vor der WM 2010 generalüberholt worden. Die Straßen sind in einem Zustand, von welchem man in Deutschland nur träumen kann. Natürlich ist nicht jede klitzekleine Straße in Top-Qualität, aber auf den Autobahnen und großen Verbindungsstrecken fährt es sich reibungslos! Auf den Schotterpisten braucht man dafür aber umso mehr Zeit und oft waren wir froh, dass wir nicht wie viele andere Touristen nur mit einem Polo oder einem ähnlichen Kleinwagen unterwegs waren. Zudem sollte man überall stark aufpassen, damit einem weder Ziegen noch Rinder oder Affen vors Auto laufen.  Oft gibt es keine Zäune und die Tiere grasen direkt neben der Straße - egal, ob kleine Gasse oder Autobahn.

Mit einer kleinen Pause brauchten wir von den Drakensbergen 4 ½ Stunden, um ins Ithala Game Reserve im nördlichen Zululand zu kommen. In unserem Camp namens Ntshondwe, das mitten im Park liegt, erhielten wir wieder ein ähnliches Chalet wie in den Drakensbergen mit zwei Schlafzimmern, einem großen Wohnraum inklusive Wohnküche und einer großen überdachten Terrasse. Der Bungalow war diesmal in einer Art Wald untergebracht – die Vögel tirilierten rundherum und die schattige Terrasse lud zum Verweilen ein. Denn war es in den Drakensbergen zwar warm, aber angenehm gewesen, empfing uns hier eine sengende und feuchte Hitze – irgendwas zwischen 30 und 35 Grad.


Im Curio Shop im Camp versorgten wir uns vor allem mit Getränken, da die Auswahl an Essbarem nicht besonders groß war. Zum Glück hatten wir noch einiges mitgebracht und bekämpften den aufkommenden Hunger erst einmal mit Chips und Cracker.


Gegen 15 Uhr ging es auf zu unserem ersten Game Drive. So nennt man in Afrika die Fahrten, die man entweder mit eigenem Auto oder mit einem Ranger durch die Reservate macht. In Ithala wollten wir selbst fahren. So konnten wir unser Tempo selbst bestimmen und uns so viel Zeit bei den Tieren lassen, wie wir wollten. Und an Tierwelt gab es einiges zu sehen. Bis auf Löwen sollte es so gut wie alle Tiere geben, die in diesem Teil Südafrikas heimisch sind. Gespannt fuhren wir unseren ersten Loop (Rundweg) auf einer Schotterpiste.

Ein Kudu-Weibchen. Markenzeichen sind die im Verhältnis zum Kopf großen Ohren und beim Männchen die gewaltigen geschraubten Hörner.
Ein Kudu-Weibchen. Markenzeichen sind die im Verhältnis zum Kopf großen Ohren und beim Männchen die gewaltigen geschraubten Hörner.

Die Straße wurde sehr eng und es ging die Hügel steil hoch und runter. Rechts davon war der Abgrund und links von uns ging es direkt den Berg hoch. Zum Glück war sehr wenig Betrieb im Park, denn wir konnten uns gerade nicht vorstellen, wie wir ein entgegenkommendes Auto vorbei lassen sollten. Platz war definitiv keiner da. Wir fuhren also gemütlich, sahen schon die ein oder andere Antilope, bemerkten irgendwann ein Schild „Caution elephants“ und fuhren weiter. Lange mussten wir nicht auf die Elefanten warten. Sie standen hinter einem steilen Berghang direkt auf der Straße (Wo auch sonst? Elefanten nutzen natürlich auch die einfachsten Wege und das sind nunmal die dortigen Straßen). Flapp, flapp - die Ohren wurden aufgestellt und das große graue Tier vor uns zeigte etliche Zeichen von Nervosität. Nachdem meine Schwester und ihr Mann vor einiger Zeit bereits einmal ein nicht besonders lustiges Erlebnis mit den grauen Riesen hatten, wollten wir uns definitiv nicht mit den Tieren anlegen. Auch ein SUV ist gegen einen Elefanten deutlich im Nachteil.


„Thomas, Du fährst!“, beschloss meine Schwester, nachdem sie die Situation erfasste und wand sich schnell aus dem Fahrersitz heraus auf den Rücksitz. Ich konnte sie gut verstehen, denn es gab keinerlei Ausweichmöglichkeit und wenn wir Gas geben mussten, ging es hinter uns nur die enge Straße steil hinab. Wir konnten nur zurück und was war, wenn jetzt auch noch Elefanten von hinten kämen?


Thomas fuhr rückwärts, um zu prüfen, ob sich die Elefanten etwas entspannen würden. Dies schien zunächst auch der Fall. Also wieder ein Stück vorwärts, nur um festzustellen, dass sie uns jetzt noch weniger an sich herankommen ließen. Wir wollten nichts riskieren und entschieden, den Weg zurück zu nehmen. Denn bis die Herde vorne den Weg freimachte, konnte es dauern. Und eingekesselt werden wollten wir auch nicht. Wir fuhren also so lange rückwärts, bis wir einen Platz fanden, an dem wir das Auto mit einiger Mühe drehen konnten. Etwas erleichtert, der angespannten Situation entkommen zu sein, nahmen wir einen anderen Loop. Die restliche Fahrt war ein gemütliches Sichten aller möglichen afrikanischen Tiere, bis wir kurz vor Sonnenuntergang um 18 Uhr zurück ins Camp mussten. Ans Fotografieren habe ich in der Elefanten-Situation tatsächlich einmal nur sekundär gedacht. Aber Elefanten würden wir schließlich bestimmt noch einige sehen. Dachten wir...

Der nächste Tag fing wieder früh an, schließlich wollten wir um Punkt 6 Uhr, wenn das Gate geöffnet wird, direkt abfahrtbereit sein. Der Loop, den wir fuhren, war wieder sehr bergig, aber nicht ganz so schmal wie der gestrige. Das Wetter war gemischt – die Wolken hingen tief in den Bergen – es erinnerte ein wenig an Regenwald, aber es regnete nicht. Wir sahen viel frischen Elefantendung, aber die großen Tiere ließen sich nicht blicken. Nach ein paar Stunden ging es zurück zum Camp.


Nach dem Frühstück wollten wir uns ein bisschen bewegen und machten uns auf zum Klippspringer-Rundweg. Plötzlich blickte uns etwas von rechts an: Ich sah genauer hin. Es ist… der kleine Vampir! (Kennt den eigentlich noch jemand außer mir?)


Nein, es ist ein Dassie. Bei Betrachtung der Zähne denke ich wahlweise an Vampir oder an die sadistisch veranlagte Kieferorthopädin, bei der ich im Alter zwischen 12 und 16 Jahren mindestens alle vier Wochen viel Zeit verbracht habe.


Das Dassie heißt auf Deutsch auch Klippschliefer. Scheinbar sind sie – auch wenn das nicht auf Anhieb erkennbar ist – mit den Elefanten und Seekühen verwandt. Es hat die Größe eines Kaninchens und sieht auch ein bisschen so aus wie etwas zwischen Kaninchen und Ratte. Mir gefällt es J


Das "Vampir-Dassie"

Tja und dann trafen wir auch noch auf eine Gottesanbeterin. Ich war auf Wolke 7 und es war herrlich, das Tier zu beobachten, wobei ich mich von ihr ähnlich beobachtet fühlte.


Danach stellten wir fest, dass der Wanderweg  eventuell deshalb Klippspringer hieß, weil man wahrscheinlich am besten selbst wie ein Klippspringer am Rand eines Abgrunds über Felsen hüpfen können sollte, um den Weg bewältigen zu können. Vanessa rutschte auf einmal ab, holte sich glücklicherweise aber „nur“ eine Schürfwunde. Richtig Spaß machte das trotzdem nicht bei bereits wieder über 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit. Wir beschlossen deshalb, abzubrechen und erholten uns später nach einer eiskalten Dusche auf unserer Terrasse.


Gegen 15 Uhr machten wir uns wieder auf die Socken und sahen die üblichen Antilopen, jede Menge Giraffen und Vögel. Später wurde es gewittrig und wir genossen die Szenerie in vollen Zügen. Zurück im Bungalow fing es heftig an zu schütten und zu hageln. Ja, auch bei 30 Grad kann es hageln, wenn vom Hagel auch nicht lange was übrig bleibt. Drinnen stellten wir dann Kartoffeln auf, draußen krachte und schüttete es und irgendwann fiel der Strom aus. Super – vor allem für die Kartoffeln ;-) Am Ende wurde es ein Mittelding aus Grillen und Kochen und vor allem: Ein interessanter Abend! Und wir wissen jetzt: Auch bei Regen kann man einen (trockenen!) Stapel Holz anfeuern! Man kann ja nie wissen, wann man so etwas mal wieder gebrauchen kann :-)


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